Heidruns Kreatives Chaos

Kurzprosa Der Gesang des Lebens




Der Gesang des Lebens...




Nicht stolpern, freiwillig über die Schwelle der Gewohnheiten, Verrichtungen hinaus in das Rauschen der Stille des Sandes zu den Geschöpfen aus Stein erstarrt vor dem Zugriff der Menschen nur noch nachts heimlich sie sich verlebendigen umtreiben wispern im Wind der sich Kraft, Sturm, aus allen vier Himmelsrichtungen und nun mit Sand in alle Ritzen und Poren eindringt überschreitet das Maß des Erträglichen und doch aushalten müssen diese Invasion des zerstäubten, urzeitlichen kleinstgewordenen Großen das mir nun um die Ohren, Nase und in den Mund - ich mir einverleibe und ausspucke und dennoch nicht los werde aus und an meinem Körper und in meinem Geist. Ich bin durch und durch versandet, Ahnungen rauschen in mir, reißen mich ausgetrocknete Flußbetten entlang, Erosion zerkleinert alles in und an mir was einst groß, wichtig, bedeutsam war und spült mich ins weite trockene Saharameer. Ohne zu denken nur noch Gefühl, Gefühl der Winzigkeit, Kleinheit unter allen Türen durch in die Herzen beunruhigt ein kleiner Sandwirbel die ordentliche Reinheit, übertönt den Verkehr, die Geschäftigkeit und jegliche Scheinklarheit bis hin zu dem Vollmond der auch hier hellt und weibliche, sehr weibliche Gefühle, Gedanken sendet in stumme, nachrichtenaufsaugende, arbeitsame, fühllose Hirne und wispert vom Leben da Draußen im Sand unter dem weiten Himmel in der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht die aufreißen das Alltägliche es unbrauchbar machen für das Überleben in dieser andren so nahen, fernen Welt. Loslassen das Körperliche und mit dem Sand fliegen zu den Dünen, die vom "Baumeister Wind" kunstvoll errichtet zu meinen Füßen ich Adlerin dort oben kreisend über ausgemergelten weißen Knochen die einst so voller Leben, Hoffnungen, Sehnsüchten hier nur noch singen von verlorener Liebe, Träume die zerstoben und Brunnen die versandet nicht mehr Quell des Lebens und doch alles hier so klar und lebendig im Buch des Lebens verzeichnet und nicht mehr rückgängig zu machen in dieser Welt nur noch ein Treffen der Gestrandeten deren Spuren sich hier in der Wüste verlieren bringt es an den Tag, daß ein Leben kurz und intensiv, rauschend und singend nicht zu bereuen, besser als tausende Tage Leben eingesperrt in Räumen, Pflichten, Ehrgeiz, Karriere, Mobilität und Aktienkurse keine Liebe, kein Lachen wozu soll es gut sein so lange zu leben, wenn Liebe, Kraft, Freiheit und Sehnsucht nicht über alle Schwellen wallen und rauschen, wenn das Leben nicht Gesang und Leidenschaft birgt?.



 
 
 
 
Heidrun Schaller: Zeitzeiger
Zeitzeiger
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