"ERLÖSERKAPELLE" IN BIBURG. Warum, so sagt der eine oder andere, heutzutage eine neue Kapelle, wo wir doch genügend davon haben, die unsere Kommunen nur belasten? Ich meine allerdings, wenn die katholische Kirche in einer Zeit völliger Auflösung aller Werte und der zur Mode gewordenen Verhöhnung des Göttlichen keine neuen sichtbaren Zeichen setzen kann, wird sie immer mehr Einfluß im geistigen Hintergrund des täglichen Lebens verlieren. Die "christliche Kunst" von heute vermeidet die Klarheit einer Gottesdarstellung und flüchtet sich in verschwommene abstrakte Unverbindlichkeit. Denn nicht aus dem Gesetz der "göttlichen Übereinstimmung", Harmonie, Wahrheit und Gewißheit schafft der heutige moderne Künstler, sondern aus dem Zweifel heraus wird nach Belieben empfunden. Papst Paul VI sagte: "Auch ich bin erschreckt, und mein Herz blutet, wie sich die heutige Kunst vom Menschlichen, vom Leben entfernt." Ich meine, wenn in den Kunstmetropolen der Großstädte kulturelle Ratlosigkeit herrscht, ist da nicht die Provinz mit ihren noch nicht so angekränkelten Menschen aufgerufen, Impulse zu setzen? Ist es nicht an der Zeit, wieder "christliche Kunst" zu schaffen, die den einfachen Menschen gefällt, wo sie hinpilgern können? Eine Kunst von "lebendigen Christen", die den Bau einer "Kapelle für Alle" fördern und mitfinanzieren. Jene sind angesprochen, die ihren Obolus dazu leisten können, allein schon, um ihrem Dasein über den Tod hinaus einen Sinn zu geben. Alle Stifter, die hier ihre Leistung bringen, werden in der Kapelle namentlich dokumentiert, als Zeichen einer Gemeinschaft, die aus eigener Initiative für die Nachwelt Zeichen setzen kann: Zeichen, um unserem geistigen kulturellen Verfall eine Idee entgegenzusetzen. Angerer der Ältere 20.4.97 |
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