1.3.24 – 31.12.24, sonstiges (Derzeit)

Kathy-Ann Tan

2024 lädt der Kunstverein Langenhagen die Kuratorin, Autorin und Wissenschaftlerin Kathy-Ann Tan als weitere Ko-Produzentin ein.

Um den Kunstverein Langenhagen, die Menschen, ihre Perspektiven und die Art und Weise, wie der Ort bisher bespielt, besucht und belebt wurde, zu reflektieren und zu hinterfragen sowie andere Perspektiven und Denkweisen einzubringen, lädt der Kunstverein Kathy-Ann Tan als Ko-Produzentin des Programms 2024 ein. Die in Berlin lebende Kuratorin, Autorin und Wissenschaftlerin wird das ganze Jahr über immer wieder in Langenhagen sein, arbeiten, recherchieren und verschiedene Aktivitäten wie Vorträge, Diskussionen, Ausstellungsprojekte und mehr organisieren und veranstalten. Zu den von Kathy-Ann Tan nach Langenhagen eingeladenen Akteurinnen werden u.a. Künstlerin und Wissenschaftlerin Nnenna Onuoha, Künstlerin Anike Joyce Sadiq, Künstlerin und Kuratorin Nomaduma Rosa Masilela und Performancekünstlerin und Musikerin Julian Meding gehören. Parallel zum Jahresprogramm, damit verflochten oder als Kontrapunkt dazu eröffnet das von Tan kuratierte Programm eine Reihe von kritischen Reflexionen über die Struktur des Kunstvereins, die Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen sowie, die Art und Weise, wie Kunstvermittlung und -verbreitung trotz herausfordernder und schwieriger sozio-politischer Realitäten fortbestehen kann und knüpft damit auch an die 2023 im Kunstverein begonnene Auseinandersetzung um Kunsträume in immer krisenhafter, wenn nicht katastrophischer werdenden Verhältnissen an. Nicht zuletzt stellen die von Kathy-Ann Tan angestoßenen Interventionen aber auch die Frage danach, wie Künstlerinnen Formen der Selbstfürsorge (auch für die eigene psychische Gesundheit) und Verantwortlichkeit praktizieren können, während sie mit und in Kunstinstitutionen arbeiten.

Kathy-Ann Tan ist eine in Berlin lebende unabhängige Kuratorin, Autorin und Gründerin des Mental Health Arts Space (mhasberlin.com), ein gemeinnütziger Projektraum, der die psychische Gesundheit, das Wissen, die Geschichten und Erzählungen von BIPoC und marginalisierten Künstler*innen und Kulturschaffenden in den Mittelpunkt stellt. Sie interessiert sich für alternative und nachhaltige Formen der Kunstverbreitung, der Kulturproduktion und des Aufbaus von Institutionen, die sich für Fragen der sozialen Gerechtigkeit jenseits eines rein repräsentativen Modells der Identitätspolitik einsetzen. Kathy-Ann Tans Praxis dreht sich um die Schaffung von Räumen für Gespräche, Austausch und Empowerment für BIPoC, queere und marginalisierte Gemeinschaften in der Kunst- und Kulturszene in Berlin und darüber hinaus.

12.3.24, 19:00, Gespräch

Kennenlerngespräch mit Kuratorin Kathy-Ann Tan

14.3.24 – 9.4.24, Ausstellungs-/Veranstaltungskomplex

As Above, So Below: Three Films on Ritual

Nnenna Onuoha

In dieser Ausstellung präsentiert Nnenna Onuoha drei Videoarbeiten, die verschiedene Formen von Ritualen und Prozessen zeigen, dabei dokumentiert sie, wie sich Schwarze Körper in und durch Räume bewegen - vom intimen bis zum öffentlichen Raum. Die drei Videos lenken unsere Aufmerksamkeit auf alltägliche Rituale der (Selbst-)Pflege und Versorgung sowie darauf, wie die Beachtung und Ehrung des eigenen Körpers in größere Handlungen der Intervention und der kollektiven Rückgewinnung von Geschichten verwoben wird, die Schwarze Stimmen in den Mittelpunkt stellen.

Eine Videoarbeit ist täglich ab 20:00 Uhr im Fenster des Kunstvereins an der Walsroder Str. 91A zu sehen. Die restliche Ausstellung kann auf Anfrage besucht werden.

Nnenna Onuoha ist eine ghanaisch-nigerianische Forscherin und bildende Künstlerin und ist wohnhaft in Berlin. Sie erforscht das monumentale Schweigen über die Geschichte und das Nachleben des Kolonialismus in Westafrika, Europa und den Vereinigten Staaten und fragt: Wie erinnern wir uns, welche Vergangenheiten führen wir auf und warum? Ein zweiter Teil ihrer Arbeit konzentriert sich auf die Archivierung Schwarzer Erfahrungen in der Gegenwart, um zu verstehen, wie wir uns inmitten all dessen gegenseitig pflegen und reparieren. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Galerie im Turm, im Kunstverein Hamburg, in den KW Institute for Contemporary Art, im Museum of Modern Art Shanghai und in der Johannesburg Art Gallery gezeigt. Nnenna ist derzeit eine binationale Doktorandin in Medienanthropologie an der Harvard University und Global History an der Universität Potsdam. Sie ist außerdem Stipendiatin des Flaherty Film Seminars 2023 und Gewinnerin des Preises der Amadeu Antonio Stiftung 2023.

14.3.24, 19:00, Veranstaltung

Künstlerinnengespräch und Eröffnung

As Above, So Below: Three Films on Ritual mit Nnenna Onuoha

Die Ausstellung ist ab 18 Uhr geöffnet, ab 19 Uhr findet das Künstlerinnengespräch statt und ab 20 Uhr die Eröffnung.

9.4.24 – 2.6.24, Ausstellungs-/Veranstaltungskomplex (Derzeit)

Wie bloß diese Welt verlassen?

Es ist eine merkwürdige Welt, in der wir hier leben. Alles geht seinen gewöhnlichen Gang: Menschen gehen zur Arbeit, in die Schule, in die Universität, in den Supermarkt, in den Zoo, ins Kino, auf Parties, in den Kunstverein, nach Hause. Planen ihre Zukunft, ziehen um, kaufen Autos, kaufen Haustiere, kaufen Wohnungen, kriegen Kinder, bauen Häuser, gehen in Rente.

Gleichzeitig wird seit einiger Zeit, mittlerweile immer mehr Jahren, immer deutlicher, eigentlich schon sehr sehr lange unübersehbar deutlich, dass diese sogenannte Normalität auf einem Abgrund aus Widersprüchen, Krisen, Überlastungen, Ausnahmezuständen, Depressionen, Katastrophen und Abschottungen hergestellt wird.

Die Liste der andauernden Kriege und bewaffneten Konflikte in Syrien, der Ukraine, Palästina und Israel, oder im Kongo oder im Sudan sowie die Covid19-Pandemie, die sich stetig zuspitzende Krise im Finanz- und Arbeitssektor sowie der im Hintergrund die ganze Zeit sich immer massiver und schneller vollziehende Klimawandel, bei gleichzeitig weiter steigendem Bedarf an fossilen Energieträgern, erscheinen dabei eher als die letzten Ereignisse und Entwicklungen einer sehr weit in die Vergangenheit reichenden Reihe. Diese Ereignisse und Entwicklungen zeigen nun mehr und mehr auch hier, in Europa, vielleicht im eigentlichen Herz der Finsternis, unübersehbar die integrale Krisen-, wenn nicht Katastrophenhaftigkeit dieser Art und Weise in der Welt zu sein und diese zu behandeln auf – eine Erkenntnis, die in anderen Teilen der Welt schon seit über 500 Jahren aufs Furchtbarste tagtäglich erfahren wird.

Wie lässt es sich in und mit dieser Krisen und Katastrophen herstellenden Art und Weise die Welt zu behandeln weiterleben? Ohne zu leugnen, dass sie auch ein Teil unseres Seins, unserer Art zu denken und zu handeln ist? Ohne der Verlockung des Eskapismus zu erliegen, die Sinne zu verschließen und zu versuchen, nicht daran zu denken? Ohne sich in naturalisierende Simplifizierungen zu flüchten wie: Das ist eben so, fressen oder gefressen werden.

Und wie stellt sich das insbesondere für die Arbeit und das Leben mit und im Kunstfeld dar? Denn hier arbeiten wir und hier leben wir, von hier sprechen wir - aus einer Position heraus, die eben auch mit alledem verwickelt ist. Was für Rollen spielen Kunsträume und die in ihnen wirkenden Akteurinnen? Welche Funktionen erfüllen sie, welche Aufgaben haben sie darin? Und wie verhält es sich mit den substantiell mit der Kunst und Künstlerinnen verbundenen Vorstellungen und Phantasmen von Autonomie, Freiheit, Kreativität, Kritik, Widerständigkeit und Romantik? Und wie steht es um das Gespräch über all dies - ist es möglich und wird es gesucht und führt es weiter? Oder geht es eher um eindeutige Positionierungen, feste Meinungen und Ausschlüsse?

Die Unternehmung Wie bloß diese Welt verlassen? schließt auf gewisse Weise an die Reihe Kunstraum in der Katastrophe vom Sommer 2023 an. Diesmal sind wir jedoch mehr auf der Suche nach konkreten Möglichkeiten des Exits, des Verlassens, der Abschaffung dieser Art und Weise, die Welt herzustellen und weniger interessiert an deren Kritik, Reform oder Verbesserung. Davon erhoffen wir uns konkretere Handlungen, andere Erfahrungen und damit verbunden andere Perspektiven - hoffentlich ganz andere Perspektiven.

Wie bloß diese Welt verlassen? besteht aus einer Ausstellung, vielleicht eher einer Raumsituation und einer Anzahl darin stattfindender Veranstaltungen und Workshops: die Räume des Kunstvereins werden mit Videos aus Marwa Arsanios Reihe Who is afraid of Ideology?, Jakob Jakobsens Kündigungsschreiben vom professionellen Künstlerinnentum und einem Hörstück dazu sowie einer Abschaffen-Streik-Traum-Archiv-Altar-Bar gefüllt, in welchen weiterhin drei Leseabende (zu Human Strike, Träumen und Phantasie als kritischer Praxis, Kommunisierung und der Abschaffung von Gender) stattfinden werden, die wiederum in Barabende münden werden. Zur Eröffnung wird es ein Gespräch zwischen Kathy-Ann Tan, Jakob Jakobsen, Birte Heier und Sebastian Stein zu Arbeits- und Lebensverhältnissen in der Kunstwelt, deren Verlassen und den Hintergründen von Wie bloß diese Welt verlassen? geben. Auch wird eine Veranstaltung zu Exits, Streiks und Cancelling stattfinden. Anfang Mai werden wir zwei Wochen lang mit KVL abschaffenden Versuch unternehmen, den Kunstverein abzuschaffen. Während dieser Zeit wird es auch eine Beteiligung von Mattin geben. Und schließlich veranstalten wir ein Gespräch mit Vertreterinnen der Aktivist*innengruppe Letzte Generation.

9.4.24, 19:00, Veranstaltung

Eröffnung und Bargespräch

zur Ausstellung Wie bloß diese Welt verlassen?

Eröffnung mit einem Bargespräch zwischen Jakob Jakobsen, Kathy-Ann Tan, Birte Heier und Sebastian Stein zu Arbeits- und Lebensverhältnissen in der Kunstwelt, deren Verlassen und den Hintergründen von Wie bloß diese Welt verlassen?

Das Gespräch wird in englischer Sprache stattfinden.

25.4.24, 18:00, Gespräch

Lesegruppensitzung zu "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk mit Stephan Janitzky, danach Barabend

Im Rahmen von Wie bloß diese Welt verlassen? lädt uns Stephan Janitzky ein, am Dienstag 24.4. ab 18 Uhr gemeinsam vor Ort zwei Textabschnitte aus "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk zu lesen. Ab 20 Uhr geht die Lesegruppe dann in einen Barabend über.

"Wir haben den Ehrgeiz, den Surrealismus als eine beunruhigende Maschine im Zentrum der Welt und unserer selbst aufzustellen..." Andre Breton, in La Révolution Surréaliste, No. 2, 1925

Stephan hat den Ehrgeiz im Kunstverein Langenhagen zwei Textabschnitte aus dem Buch "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk ins Zentrum der Lesegruppe zu stellen.

Dem Leben und Wirken Bretons folgend, zeichnet Lenk die Wanderroute des Surrealismus durch die Kunst, die Politik bis ins Museum nach. Vor allem die Beschäftigung der Surrealisten mit dem Träumen hat es Lenk angetan und bereits in diesem frühen Buch beginnt sie eine eigenständige Schwellentheorie bezüglich des Traums zu entwickeln: das Verhältnis von Tag und Nacht, Tages-Wirklichkeit und Traum-Phantasie wird angefasst.

Geplant ist ein sich gegenseitiges Vorlesen kurzer Textabschnitte aus Elisabeth Lenks Buch "Der springend Narziß". Die Texte (Traum, Inspiration, Gesellschaft, Kunst, Ästhetik, Politik, etc. spielen darin eine Rolle) bringt er in Form eines kleinen Heftchens für jede*n mit. Methode: Anschließend ans gemeinsame Lesen nicht gleich darüber sprechen, sondern erstmal kurze Pause und dann gerne Austausch über das eben gelesen und gehörte.

29.4.24 – 12.5.24, sonstiges

KVL Abschaffen

zwei Wochen lang versuchen wir den Kunstverein abzuschaffen - mit einer Beteiligung von Mattin

1.5.24 – 5.5.24, sonstiges

Hör auf deine Verwirrung - Workshop mit Mattin

Hör auf deine Verwirrung!
Workshop mit Mattin vom 1.5. abends bis zum 5.5. vormittags

Warst du jemals verwirrt? Wenn ja, dann willkommen in der Welt. Wir leben im Arschloch der Geschichte. Hier ist es warm, und es stinkt. Und es wird immer wärmer. In der Zwischenzeit zerfällt das liberale Konzept des Subjekts, lässt viele Menschen verwirrt und verzweifelt zurück, während der Faschismus bereit steht, den Menschen, die sich subjektiv heimatlos fühlen, ein Zuhause zu geben.

In diesem Workshop werden wir uns mit dieser subjektiven Desintegration beschäftigen. Dazu werden wir Übungen zum Tiefen Zuhören (Deep Listening) von Pauline Oliveros als Ausgangspunkt nehmen. In diesen Übungen erforscht Oliveros den Unterschied zwischen der unwillkürlichen Natur des Hörens und der bewussten Natur des Zuhörens, während sie ein größeres Bewusstsein für die äußere und innere Klangumgebung kultiviert.

Mittels Hörübungen, Gesprächen und anderen Versuchsanordnungen sowie durch die Diskussion aktueller Noise-Theorien wird dieser Workshop die vorherrschende Verwirrung untersuchen, die aus einer zunehmend komplexen und kontingenten Realität entsteht, und darüber versuchen, inneren und äußeren Lärm, der uns stört, beunruhigt, erschöpft oder auslässt, wahrnehmbar und besprechbar zu machen.

Wir werden den sozialen Lärm zwischen einer zunehmend wettbewerbsorientierten und individualistischen Realität und unserer Unfähigkeit, uns an ein bröckelndes Modell anzupassen, erforschen, indem wir auf unsere Verwirrung hören.

Der Workshop ist kostenlos und kann von allen Personen besucht werden. Es ist auch möglich, nur für einzelne Tage teilzunehmen, wobei eine durchgängige Teilnahme viel mehr Sinn macht. Da wir in der Woche ab dem 29.4. im Rahmen von KVL abschaffen nicht mehr per email oder Telefon erreichbar sind, bitten wir um Anmeldung per mail@kunstverein-langenhagen.de bis zum 28.4.

7.5.24, 18:00, Gespräch

Lesegruppensitzung + Barabend

wir lesen Human Strike Has Already Begun von Claire Fontaine, danach Bar

ab 18 Uhr Lesegruppensitzung

ab 20 Uhr Barabend

23.5.24, 18:00, Gespräch

Lesegruppensitzung + Barabend

wir lesen Communization and the abolition of gender von Maya Andrea Gonzalez, danach Bar

ab 18 Uhr Lesegruppensitzung

ab 20 Uhr Barabend

28.5.24, 19:00, Gespräch

Gespräch mit Vertreter*innen der Letzten Generation Hannover