Pressestimmen

 
Probleme bewusst machen will Barbara Schreiner mit ihren Arbeiten aus gebranntem Ton. Symbolhaft stellt eine Frau , mit zusammengezogenen Schultern auf einem Klotz hockend, "Die Einsame" dar. Mit verbundenen Augen und voneinander abgewendet sitzen die "Irren" auf einem Stein, der langsam auseinanderbricht.
Neu-Ulmer Zeitung vom 7.11.1985

 
..., dennoch wurde das Thema als Gegenstand der künstlerischen Aussage aufgegriffen, sei es das allzu Menschliche bei den wohlbeleibten Damen des Kaffeekränzchens der Nersinger Künstlerin Barbara Schreiner. Deren zierliche Terrakottaplastiken setzen in der Tat mit ihrer Aussagekraft in Erstaunen. Haltung, Gestik und Mimik dieser Kaffeetanten, die da auf Holzblöcken oder eingedrückten Ölfässern Platz genommen haben, sind von einer ganz außerordentlichen Lebensnähe und zeugen von eindringlicher Beobachtung der Umwelt durch die Künstlerin.
Neu-Ulmer Zeitung vom 20.9.1988

 
Barbara Schreiner modelliert und konzentriert sich auf die menschliche Figur. Sie hat gekonnt und mit schmunzelnder Ironie eine "Wohlstandsdame" und zwei Herren beim "Gipfelgespräch" auf überhohe Stühle gesetzt.
Südwestpresse Ulm vom 18.11.1988

 
Entdeckungen beim Streifzug: Sicherlich Barbara Schreiner (Nersingen) mit ihren köstlich-delikaten Kleinplastiken, die barocke Formenlust mit skurrilem Pathos und außergewöhnlichen Situationen verknüpfen("Gipfelgespräch").
Neu-Ulmer Zeitung vom 15.11.1988

 
Barbara Schreiner zeigt drei Arbeiten: eine in ihrem gewohnt spöttelndem Humor gehaltene "Herren-Runde", eine herrliche Veräppelung männlicher Stammtischklatschsucht; dann eine formal durchdachte Bronze ("Sorge") und einen "Torso" mit Reißverschluß.
Neu-Ulmer Zeitung vom 22.11.1989

 
Barbara Schreiner ist es, die mit ihren Kleinplastiken aus Ton und Bronze den Betrachter zum Nachdenken, zum Nachsinnen und auch zum Schmunzeln anregt. Wenn er nicht gar herzhaft lacht. In den Kleinplastiken ist Situationskomik enthalten. Sie sind Karikaturen des täglichen Lebens, das Geschehen ist überzogen dargestellt. Ihre Arbeiten "sprechen" – mit dem Körper der Gestalten, mit dem Ausdruck und der Gestik, im Zusammenspiel von Formen.
Hofgeismar bei Kassel vom 7.3.1990

 
Wohltuend sachlich und unspektakulär, aber darum gerade sehr hintergründig , erscheinen dagegen die Plastiken aus Terrakotta und Bronze von Barbara Schreiner aus Nersingen. Ihr Thema ist der Mensch, der gleichermaßen gefangen wie geborgen in den engen Grenzen des Alltags im zwischenmenschlichen Spannungs- und Kräftefeld nach seinem Platz sucht. Die Figuren sind einfach und schlicht gezeichnet, es wird an ihnen das Bemühen Schreiners erkennbar, eine allgemein gültige, äußere Form zu finden. Dabei kommt ihr die grobe, archaische Oberflächenstruktur der gebrannten Tonerde sehr entgegen. Der Mensch, wie er herrscht und beherrscht wird, wie er bedrängt ist und doch selber fordert, aber auch das aufeinander Zugehen und sich die Hände reichen, dies sind typische Inhalte, die die kleinen Objekte Schreiners erzählen.
Neu-Ulmer Zeitung vom 5./6. 2. 1994

 
Bei den Kleinplastiken von Barbara Schreiner erschließe sich der Inhalt nicht so geschwind im Vorbeigehen, meinte Holzwarth. Die plastischen Arbeiten in Terrakotta und Bronze seien – in Zentimetern gemessen – kleine Plastiken, im künstlerischen Ausdruck jedoch groß. Barbara Schreiner seien Aussagen gelungen über das soziale Wesen Mensch, wie es herrscht und beherrscht wird.
Schwäbische Zeitung vom 32.1.1994

 
"Verdrängt" ist der Titel dieser Skulptur von Barbara Schreiner aus Nersingen. Ihre Arbeiten fanden bei den Besuchern im kleinen Schloß viel Aufmerksamkeit und Zustimmung.
Mindelheimer Zeitung vom 13.10.1994

 
Bemerkenswertes auch in der kleinen Skulpturenabteilung, die souveräne Kleinplastikerin Barbara Schreiner, ...
Neu-Ulmer Zeitung vom 17.10.1994

 
Unermüdlich im Tatendrang hat die Nersinger Kleinplastikerin Barbara Schreiner diesmal unter anderm eine lässig aufsitzende "Europa" modelliert.
Neu-Ulmer Zeitung vom 18.11.1994

 
Zur Verleihung des ersten Vöhringer Kunstpreises: Barbara Schreiner ist in der Region durch ihre Terrakotta-Figuren bekannt geworden. Handwerklich perfekt gestaltet sie meist etwas fülligere Frauen, die gleichzeitig schlicht und witzig wirken. Die zurückhaltend wirkende Künstlerin hält sich in ihren Arbeiten absolut nicht zurück, sondern gibt ihren Figuren eine innere Kraft und viel Selbstbewusstsein.
Südwestpresse Ulm vom 24.4.1998

 
So fand sie im Laufe der Zeit zu wahrer Meisterschaft in der Verwendung des Tons, der Umsetzung ihrer Ideen. Ihre Arbeiten, die im akademischen Sinn eher konservativ, klassisch einzustufen sind, zeichnen sich aus durch eine lebendige Ausdruckskraft, Witz und Ironie, aber auch handwerkliche Perfektion, einer Eigenschaft, die heute leider oft als unnötig angesehen wird. Sie greift das Menschliche auf, hält uns auch mal den Spiegel vor und setzt dies in köstliche, ja delikate Szenen um, die durch ihre Schlichtheit ? die gekonnte Reduzierung auf das Wesentliche, bestechen. Barbara Schreiner zählt auch zu jenen Künstlerinnen, die sich stets bescheiden im Hintergrund halten, keine Auftritte inszenieren müssen, sondern allein ihr Werk sprechen lässt.
Laudatio zur Verleihung des Kunstpreises der Stadt

 
Modellieren als Form der Begegnung mit der Realität

"Was füge ich", so fragte vor sechzig Jahren Marc Chagall, gerade dabei, 
aus Ton eine Figur zu formen, "dem Stoff hinzu, was Gottes Erde und Gottes
Feuer...?" Und er antwortete: "Vielleicht die Erinnerung an meinen Vater, 
meine Mutter, an meine Kindheit. Vielleicht auch mein Herz."

Erinnerung und Herz, wenn damit Sensibilität und Empathie gemeint sind, 
kennzeichnen auch die Arbeiten von Barbara Schreiner, der weit über die 
Grenzen Bayerisch Schwabens, wo sie seit über dreißig Jahren lebt und 
arbeitet, hinaus bekannten Bildhauerin.  Wenigstens in diesem Punkt macht 
es uns die Künstlerin leicht: Während nämlich immer noch ein 
Gelehrtenstreit tobt, ob jede künstlerische dreidimensionale 
Gestaltungsweise zur Bildhauerei zählt, gilt es längst als ausgemacht, 
dass aus Ton, Gips oder Wachs modellierte und dann vielleicht in Bronze 
gegossene Figuren und Figurationen der Bildhauerei zuzurechnen sind.

Wir haben es bereits angedeutet: Barbara Schreiner arbeitet in einiger 
Entfernung von gesellschaftlichen Zentren und in Abwesenheit des dortigen 
Publikums.  Versteht sich, dass die plastisch-figürlich fühlende 
Künstlerin ihre "Modelle" meist in ihrem umgrenzten Lebensraum findet,  
der sich freilich ? das zeigt sich schon beim Durchblättern des kleinen 
Kataloges -  nicht im Aroma von Tabakspfeife und frischgeplätteter Wäsche 
oder mit bodenständiger Idyllik präsentiert. Auch wer Schwaben für eine 
Sonderanfertigung des lieben Gottes hält und seine Bewohner für eine 
Musterkollektion fleißig-gemütvoller, spitzwegscher Gestalten, muss sich 
von den Kleinplastiken von Barbara Schreiner eines Besseren belehren 
lassen. Die Welt der Künstlerin ist keine geschlossene Welt und schon gar 
nicht tiefste Provinz. Oder, wie es einst Deutschlands erster 
Bundespräsident, Theodor Heuss, ein äußerst gebildeter, stets 
tiefschürfender Schwabe, unnachahmlich präzise formulierte: überall gibt 
es "sottiche und sottiche", in der Provinz wie in der Metropole.

Sottiche und sottiche hat denn auch Barbara Schreiner, ein empfindsam 
reagierender und plastisch fühlender Augenmensch mit einer ausprägten 
Vorliebe für die psychische Befindlichkeit der von ihr dargestellten 
Figuren, in ihrer Menschenkäfersammlung vereint. Meistens lauert sie ihnen 
in Alltagssituationen auf. Sie ertappt zum Beispiel eine Dame von 
knospender Wohlleibigkeit, wie sie sich gerade von ihrem Sitzkissen zu 
erheben versucht oder belauscht zwei krawattentragende Herren mit 
gekrümmter Wirbelsäule, die, auf Barhockern sitzend,  mit ihren 
Geschäftsbilanzen protzen. Es imponiert ihr, wenn eine Ehefrau bei einem 
häuslichen Zwist einen groben Klotz auf einen groben Keil setzt. Sie 
bringt Zärtlichkeit und Sympathie für Menschen auf, bei denen sich der 
Eros der Vernunft widersetzt, bis sie der Erbsünde anheimfallen.

Wie tiefsinnig doch unsere Sprache ist, dass sie dem Verstand zu seiner 
ureigensten Tätigkeit die beiden Worte "erfassen" und "begreifen" 
sozusagen als Stützen gibt. Modellieren ist für Barbara Schreiner eine 
Form des Kennenlernens, der Begegnung mit der Realität. Es spricht für 
sie, dass sie der Auseinandersetzung mit den stets sich wandelnden 
Zeitströmen und künstlerischen Trends aus dem Weg geht und bei ihrer 
"Perspektive" bleibt. Ihre bildnerische Vorstellung ist immer Resultat des 
sensitiven Dialogs mit den Figuren, wobei Dialog für die Künstlerin Sehen 
und Tasten bedeutet. Was sie wahrnimmt, schwingt vor dem Modellierblock in 
ihre Hände und Finger,  die gleich, freilich ohne unruhiges Hin und Her,  
über den geschmeidigen Ton gleiten, ihn verteilen, glätten, drücken, 
abziehen, anheben, bis die Form der Vorstellung entspricht.

Das Pathetisch-Heldische ist Barbara Schreiner ein Gräuel. Und wenn ihre 
Finger die psychischen Zustände der Menschen hierzulande "ertasten": ihre 
arrogante Selbstzufriedenheit, ihre schwatzsüchtige Verzücktheit, ihre 
demütige Aufopferungsbereitschaft, ihre Verzweiflung, ihre Einsamkeit, ihr 
Entsetzen, dann geschieht das nie im Sinn eines aufwühlenden 
Expressionismus und auch nicht mit dem abwägenden Rationalismus der 
Konstruktivisten, sondern stets in der Form des Poetischen.

Für ihre Form von Poesie verzichtet die Künstlerin indes auf Anleihen bei 
den Staatstheatern. Barbara Schreiner lässt ihre Menschen nicht auf 
repräsentativen Bühnen auftreten, sondern auf einer bürgerlichen 
Liebhaberbühne, auf der Scheingröße, Gefühlsturbulenzen, das Drama der 
Existenz mit Unbekümmertheit, Leichtigkeit, Heiterkeit und 
angriffslustigem Humor entlarvt wird. Verum ridentem dicere, d.h. die 
Wahrheit mit einem lachenden Auge verkünden, das galt schon dem antiken 
Dichter Horaz als die höchste Kunst der Poesie. Dieser Katalog liefert den 
überzeugenden Beweis, dass bei diesem Vorhaben nicht zwangsläufig 
Galanterieware für Wohnzimmervertikos entsteht, sondern Plastiken von 
treffsicherer Prägnanz das Ergebnis sein können.

Barbara Schreiners Figuren, gleichgültig, ob sie aus Ton gebrannt oder in 
Bronze gegossen sind, eignet eine Spontaneität, Unmittelbarkeit und 
Lebendigkeit, wie wir sie insbesondere in den Köpfen finden, die einst 
Honoré Daumier für seine "Galerie des célébrités du Juste-Milieu" 
anfertigte. Ihre Plastiken bringen sich durch eine körperhafte 
Dinglichkeit zur Geltung, die eine außergewöhnliche Sensibilität für 
Linienführung, für Rhythmik, für die Orchestrierung einer plastischen Form 
verraten. Sie erfüllen sich in ihrer sichtbaren Gegenwart, die auch das 
Außereuropäische nicht ausspart, wie sich zum Beispiel in den mit 
stimmungshafter Weichheit dargestellten Figuren aus Afrika zeigt.


Ich bin sicher, dass jeder Betrachter der - fast möchte man sagen - 
raffiniert schlichten Plastiken von Barbara Schreiner etwas von sich und 
für sich finden kann: den Ort seiner Träume ebenso wie die moderne, 
zeitgenössische Unbehaustheit, das Paradies und das Labyrinth.

         

         

         
Eduard Ohm, Neu-Ulm, 24.07.2006






 
Stimmungen des Lebens "Alles Theater!" - Kleinplastiken von Barbara Schreiner im Museum für bildende Kunst Die sechs Figuren aus Ton sitzen putzmunter beisammen. Aber außer, dass sie ein gemeinsames Gruppenbild abgeben, verbindet sie eigentlich nur eins: das Handy als interaktives Kommunikationsinstrument in die schöne weite Welt. "Alles Theater!" ist der vieldeutige Titel der neuen Kabinett-Ausstellung im Oberfahlheimer Landkreismusuem, in der Kleinplastiken der Nersingerin Barbara Schreiner nach der Ausstellungseröffnung am Samstag, 16. September, um 17 Uhr bis 3. Dezember zu sehen sind. Mit Barbara Schreiner öffnet Museumsleiter Walter Wörtz erstmals einer Nersinger Kunstschaffenden in der Alten Landstraße 1a die Tore. Und für Barbara Schreiner ist es die Einzelausstellung überhaupt. Und im Obergeschoss des Landkreismuseums wird sogar eine kleine Werkschau daraus. Dabei hat die 1945 in Petschau (Tschechien) geborene gelernte Industriekauffrau bereits an vielen Gruppenausstellungen teilgenommen - etwa als Mitglied beim Kunstverein Senden bei dessen vielfältigen Jahresausstellungen. Sie ist Kunstpreisträgerin des Jahres 2003 der Stadt Senden, erhielt 2002 den Kunstpreis des Günzburger Kunstvereins ARTIK und bereits 1998 den Kunstpreis der Stadt Vöhringen. Als Kind fielen ihre Talente im Zeichnen und Malen auf, die sie später in kunsthandwerklichen Tätigkeiten umsetzte. Die Leidenschaft für den Werkstoff Ton bildete sie beim Schwäbischen Kunstsommer in Irsee und an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg weiter. In Nersingen-Leibi ist ihre Küche ihr Atelier. "Solange der Ton feucht ist, lässt er sich endlos verarbeiten", sagt Barbara Schreiner, die beim Modellieren die Daseinszustände der Menschen, die sie getroffen hat, zu ertasten und den Augenblick der Begegnung als Bildhauerin festzuhalten versucht. In diesem Sinne lässt sie vor dem Modellierblock ihre Finger über das feuchte Material gleiten, bis die Form ihrer Vorstellungskraft entspricht. "Alles Theater!" ist das Leben, das wie eine Bühne ist, ist der augenzwinkernde Titel, der aus dem Alltag schöpft und mit viel zwischenmenschlichem Fingerspitzengefühl agiert. Sieben Bronze- und elf Tonplastiken versorgen den Betrachter mit den Stimmungen, die das Leben so traurig und schön machen: Sorge und Trauer ist personifiziert in der abgewinkelten Armbeuge tiefer Versunkenheit. Sehnsucht schwingt mit im grazilen Pas de deux eines Liebespaares. Ohne Anzüglichkeit sind viele der Figuren als Akte dargestellt. Das weibliche Geschlecht überwiegt. Darunter mengen sich mit unkomplizierten Momenten wie das Beine-Baumeln-Lassen "Auf der Mauer" oder einem diskussionsgeladenen Tratsch im "Gipfelgespräch" humoristische Farbtupfer. Die schlichte Lebendigkeit im Figuren-Kabinett von Barbara Schreiner, sie geht weder am vehementen Thema "Globalisierung" noch am interkontinentalen Blick auf eine fast biblisch wallende Tuareg-Gruppe vorbei.
Neu-Ulmer Zeitung, 14.September 2006, Roland Mayer