EINSTIEG 2005
in den Katakomben des Mannheimer Wasserturms

 

EINSTIEG 2005 Ton/Stahl 185x48x27 cm

Im Schaffen von Gerd Reutter nehmen keramische Plastiken, die mit Architekturzitaten spielen, einen breiten Raum ein. Aus Tonplatten baut er fragmentarische Architekturen auf, die an ruinenartige Überreste erinnern, wie sie bei archeologischen Ausgrabungen zutage treten. Alle diese Werke folgen einem dualen Prinzip: gegensätzliche Elemente wie Statik und Labilität, Offenheit und Geschlossenheit, abstrakte und Gegenständlich anmutende Formen bestimmen den Aufbau dieser Arbeiten. Flächen werden mit Volumina, Innen- mit Außenräumen, Hohlräume mit platzähnlichen Situationen in Kontrast gesetzt. Sie Erlauben Einblicke und Durchblicke oder zeigen geheimnisvoll dunkle Räume. Häufig finden sich in diesen Objekten Treppen, die unmittelbar Abbrechen oder unzugängliche Räume zu führen scheinen.

Die neuen Arbeiten, die seit 2002 entstehen, werden hermetischer und Geschlossener. Damit einher geht, dass Gerd Reutter bei diesen Plastiken auf metaphorische Titel verzichtet, die er seinen älteren Arbeiten häufig beigegeben hat. Ein charakteristisches Beispiel für diese neue Arbeiten ist die Plastik "O.T. (Kammer I)" aus dem Jahr 2004/05 die aus einzelnen, aus Tonplatten geformten Quadern aufgebaut ist. Über einem sockelartigen Eisengestell erhebt sich eine turmartige Plastik, die eine Hochhausarchitektur assoziiert. Sie ist aus unterschiedlich großen Quadern lose aufgeschichtet. Diese Vorgehensweise, Skulpturen nach einem additiven Prinzip aus Einzelelementen aufzubauen, ermöglicht es dem Künstler, Plastiken in größeren Dimensionen herzustellen als ihm dies zuvor aus technischen Gründen möglich war.

Mit dieser Schichtung schafft Gerd Reutter eine 1,85 m hohe Plastik mit einem in sich leicht bewegten, lebendigen Umrisskontur, der durch die unterschiedliche Farbigkeit der einzelnen Quader noch unterstrichen Wird. Die geschlossene Form der Arbeit wird nur durch eine Treppe im unteren seitlichen Teil aufgebrochen, die ins Innere zu führen scheint ohne dem Betrachter aber wirklich Einblicke zu gewähren.

Mit diesem Werk eröffnet sich der Künstler neue gestalterische Möglichkeiten. Man kann vermuten, dass sie den Beginn einer neuen Phase in seinem Schaffen bezeichnet.
Würfel 2006 Ton/Eisen/Stahl 1m³

Im Jahr 2006 entstand die große würfelförmige Plastik "O.T.(Kammer IV)" Auf einem sockelartigen Eisengestell schichtet der Künstler verschiedene Große, aus Tonplatten mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen Aufgebaute Quaderformen in drei Schichten zu einem Würfel mit einer Kantenlänge von 1m auf. Die Plastik wird in der Horizontalen und in der Vertikalen jeweils durch zwei Stahlbänder zusammengehalten. Sie geben dieser aus einzelnen Elementen aufgebauten Plastik Halt und Festigkeit. Zugleich erwecken diese Bänder den Eindruck des Unfertigen, als seien die einzelnen Quader nur zum Versand auf dem Sockel aufgeschichtet.

Durch die unterschiedliche Größe der Kuben, aber auch durch die beim Brennen entstehen leichte Verformungen wird die strengestereometrische Form des Würfels aufgelöst und es entsteht eine lebendige Umriss- und Oberflächenstruktur.

Auch in dieser Arbeit folgt Gerd Reutter seiner aus älteren Arbeiten Bekannten Vorgehensweise. Er stellt Tonplatten her, aber aus denen er die Für die Plastik bestimmten Kuben formt, die durch die unterschiedliche Strukturen der Oberflächen eine lebendige Wirkung entfalten. Diese wird Durch das Einfärben mit Engobe, die beim Brand differenzierte Farbnuancen entwickelt, noch zusätzlich unterstrichen. Große Sorgfalt legt Gerd Reutter auf die Modellierung der Oberflächen der Kuben. Das Material wird selten geglättet. Vielmehr zeigt er ganz bewusst die Spuren der Bearbeitung, die bei der Modellierung der einzelnen Kuben Entstehen, um so die Herstellung seiner Plastiken als Prozess sichtbar Zu machen. Durch dieses Gestaltungsprinzip entsteht ein nuancenreiches Spiel des Lichtes, das das Volumen der einzelnen Körper betont. Diese Vorgehensweise ist charakteristisch für die Gestaltungsweise Gerd Reutters, der immer wieder betont, dass für ihn Ton nach der Fertigstellung einer Plastik immer noch wie Ton aussehen müsse. "Während der Gestaltung Sagt mir der Ton, so geht es oder so geht es nicht", führte der Künstler in einem Statement zu seinen Arbeiten selbst aus. Prof. Manfred Fath