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BAUSTELLE 2002/03 Ton/Stahl engobiert 97x50x26 cm Aus der Spannung zwischen äußerster Konzentration und spielerischer Fälle gewinnt Gerd Reutter für unser Auge einen Freiraum, den es gleichzeitig gezielt und improvisierend zu füllen gilt. Seine keramischen Plastiken sorgen für Dreidimensionalität bis ins kleinste Detail, betonen das Licht-Schatten-Spiel und verleihen den Skulpturen den Eindruck einer Art .Unvollendetheit., eine ursprüngliche, primitive Kraft. Groß und klein, nah und fern, Deutlichkeit im Detail und Überschaubarkeit erzeugen den Eindruck, daß gerade seine mit Architekturzitaten spielenden Skulpturen, aus der Distanz gesehen, die Illusion von Bildern, von kleinen Bühnenbildern annehmen.
Vielleicht ist dieser Eindruck insofern nicht ganz falsch, als mit jenen Perspektivmitteln, welche Bühnenbildner in den Maquetten und selbst in der Ausführung ihrer szenischen Konstruktionen gebrauchen, Größen- und Raumverhältnisse vorgetäuscht werden, die nicht nachmessbar sind, weil sie mit Augenbetrug rechnen. Die Kleinheit und die Bemalung dient nicht zum trompe l`oeuil, sondern die räumlich bedingte Verkleinerung des plastischen Gebildes unterstreicht ohne Bedeutungsverlust die ganzheitliche Bildidee. Diese verblüffend kleinen Konstruktionen sind Kleinplastiken, nicht weil sie klein oder Verkleinerungen sind, sondern weil sie ihre Realität nicht in der Wirklichkeit haben und nicht an wirklichen Gegenständen gemessen werden wollen. Sie sollen nirgendwo anders als quasi im Kopf des Betrachters und in der imaginären Welt der Kunstwerke existieren. Ein wirkliches Entziffern gelingt wohl nur durch ein .erfühlendes. Sehen, das der Ton in seiner erdhaften Fragilität allerdings nur den Augen erlaubt. Werner Marx
EINSCHLAG 2005/06 Ton engobiert 208 cm
Diese vielteilige Arbeit stellt eine auf dem Boden aufliegende große Scheibe dar, die aus sechs konzentrischen Ringbändern zusammengefügt ist. Die einzelnen Bänder bestehen aus unterschiedlich vielen Einzelstücken, deren seitliche Begrenzungen radial auf den Mittelpunkt der Kreisfläche zuführen, allerdings nicht in linearer Ausrichtung. In der Mitte der Rundform befindet sich eine kleine Scheibe mit einer darauf liegenden dunklen Kugel, die den Blick des Betrachters bald auf sich zieht. Die helle Oberfläche der zentralen Scheibe und der Ringbänder (Engobe) lässt die Einzelteile sich zu einer weitgehend einheitlichen Farbfläche mit Innenstruktur zusammenschließen. Diese Struktur wirkt wie ein graphisches Netz, das die Einzelstücke voneinander trennt, aber gleichzeitig die Gesamtfläche gleichmäßig zu überziehen scheint. Die einzelnen Kompartimente zeigen deutliche Bearbeitungs- und auch Herstellungsspuren. Kein Teilstück gleicht einem anderen, ihr aller Zusammenwirken führt den Blick des Betrachters in die Mitte, zur Kugel, worauf sich eine gewisse Ruhe einstellt. Trotz der vielen kleineren Bewegtheiten im Umfeld des Zentrums zieht die Kugel den Blick des Betrachters in ihren Bann. Man fragt sich, ob vielleicht die Kugel die Qualität ihrer Umgebung bestimmt hat? Als ob ein Tropfen Wasser auf eine ruhige Wasseroberfläche getroffen sei. Christmut Präger |
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