LOTUS

 

LOTUS 2005/06 Ton engobiert 8 teilig

Vom dunklen Boden der Kammer im Wasserturm heben sich sechs helle Scheiben ab, die zu schweben scheinen. Das grünliche Licht eines kleinen Scheinwerfers betont diese Anordnung eindrucksvoll. Rechts dahinter befindet sich eine in die Höhe strebende Form in gelblich-bräunlicher Farbe. Ihr unterster Part besteht aus einem quaderähnlichen Sockel, auf dem zwei sich berührende Rundformen senkrecht erheben. Darauf liegt ein querrechteckiger Block, in dessen Mitte ein mehrfach gestuftes zylindrisches Gebilde steht. Den obersten Abschluss dieser Form bildet wieder ein Block, dieser von wesentlich kleineren Ausmaßen als der Sockelquader oder der Block über den beiden senkrechten Rundformen. Ganz entfernt kann der Aufbau dieses Gebildes an eine kleine menschliche Figur erinnern, die ohne Nachbildungen des natürlichen Vorbildes bleibt und sehr stark auf stereometrische Grundformen reduziert ist. Die helleren Scheiben von variierendem Durchmesser besitzen einen senkrechten Rand. Dadurch erinnern sie an die Blätter der in Südamerika vorkommenden, nach der britischen Königin benannten Wasserpflanze Victoria amazonica, deren kreisrunde Blätter einen derartig aufgebogenen Rand haben. Sie erreichen einen Durchmesser von zwei Metern und können sogar ein Kind tragen. Mit der Präsentation der horizontalen Scheiben und der senkrecht ausgerichten Figur in der Kammer dreizehn des Wasserturms ist Gerd Reutter eine Installation gelungen, die in hohem Maße die beinahe phantastisch wirkende Architektur dieses besonderen Ausstellungsortes nutzt, um den Betrachter an den Rand einer poetischen Erzählung zu führen.
Christmut Präger


ROHRE 2005 Ton/Eisen engobiert 62x67x32 cm

Die unbetitelte Plastik besteht aus insgesamt sieben Teilen, von denen zwei aus Ton geformt sind. Die restlichen sechs Teile sind Metallröhren von gleichem Durchmesser, aber unterschiedlicher Länge. Die tönernen Teile bilden einen rechten Winkel mit einem kurzen und einem langen Schenkel. Beide Schenkel sind als Vierkant mit rechteckigem Querschnitt hergestellt, wobei die einigermaßen glatte Oberfläche flache Vertiefungen und leicht erhaben Stellen aufweist, so dass sie einen sanft bewegten, welligen Charakter erhält und Spuren der bearbeitenden Formung trägt. Die beiden keramischen Formen sind parallel zueinander gerichtet, wobei der Abstand durch die metallenen Rohre gesichert wird, gleichzeitig aber verbinden die dunklen gerundeten Metallstücke die hellen Keramikwinkel miteinander. Drei dieser Röhren durchstoßen die obere Form und verleihen dadurch der Arbeit eine deutliche kompositorische Spannung, die durch die schräge Aufstellung des Objektes noch gesteigert wird. Die waagrechte Orientierung der tönernen Winkel und die senkrechte Orientierung der metallenen runden Elemente visualisieren auch das Prinzip von Stützt und Last. Die aufsteigende Erinnerung an Ruinenarchitektur ist sicherlich nicht zufällig.
Christmut Präger