Blanke Wolfgang
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Biografie

 



Die Droge zur Freiheit

Maria Franz, Galerie Kulturraum, Speyer, über den Maler Wolfgang Blanke

Ich traf Wolfgang Blanke 1995 auf der ersten Rheinland-Pfälzischen Künstlermesse in Pirmasens und bot ihm an seine Arbeiten auch bei uns zu präsentieren. Heute können wir auf viele erfolgreiche Ausstellungen und auf eine freundschaftliche Zusammenarbeit zurückblicken, eine Zeit, in der er seine Farben selbst herstellt und mit dem Material spielt.

Seine malerischen Anfänge liegen schon weit zurück, 1970 bereits hatte er als Abiturient seine erste Ausstellung in Paderborn. Bis 1991 durchlebte er eine Art Sturm- und Drangzeit, Abkehr von der Realität, Traumwelten, Surrealismus, die Malerei des Phantastischen. Seine Examensarbeit in Kunstgeschichte an der Uni Mainz war denn auch eine Monografie über den Surrealisten Richard Oelze. Wer Oelze kennt wird verstehen, warum Blanke von diesem Maler angezogen wurde: die Affinität zum Norden, Teufelsmoor, das Meer. Auch seine Malerei war überaus akribisch, glatt, ohne jede Pinselspur, gleichsam Fotodokumente des Unfassbaren. An der Akademie in Karlsruhe 1971 erlebte er die Geburtsstunde der Jungen Wilden, war mitten in dieser aufregenden Wiedergeburt des Figürlichen - und träumte weiter. Er war ein Exot aber überzeugt von seinem Weg und eben noch in der Entwicklung. Natürlich war er nicht erfolgreich gegen den Strom. Aber etwas hat sich doch eingeprägt in dieser Zeit: Klaus Arnold und seine Schüler und die Arbeit mit Pigmenten und Emulsionen.

Wie gesagt, erst 1992 hat Blanke die literarische Überfrachtung, die technische Akribie und den Illusionismus zugunsten einer Bescheidenheit aufgegeben: Rückbesinnung auf das Malerische, ein gut sitzender Pinselstrich und das Spiel mit dem Figur-Grund-Verhältnis. Entsprechend ist es nur natürlich, dass man sich ausgiebig mit verschiedenen Malmaterialien und schließlich mit den Rohstoffen selbst befasst. Und eine weitere Erfahrung führt in diese Richtung: das Aquarell. Auf einer Segelyacht ist nicht viel Platz für ein Atelier und da Blanke über zwei Jahre allein auf seiner Yacht im Mittelmeer unterwegs war, entstanden hunderte von Aquarellen, auch schon, um seinen Lebensunterhalt etwas aufzubessern. Das Aquarell erlaubt keine Korrekturen. Virtuosität und Treffsicherheit lassen eine Frische und Lebendigkeit entstehen, die von kaum einer anderen Maltechnik erreicht werden kann. Im Gegensatz zum angelsächsischen Raum wird das bei uns nicht so bewertet, zumal sich auch viele Hobbykurse dieses Mediums aufgrund des geringen Aufwands bedienen. Diese lebendige Frische und die sparsame, skizzenhaft Andeutung überlässt dem Betrachter viel Freiraum. In der Wahrnehmungspsychologie spricht man von Identifikation und Ergänzungstätigkeit. Es genügen also schon wenige visuelle Reize und beim Betrachter werden gespeicherte Inhalte wachgerufen. Das wiederum erzeugt Interesse und Neugier. Gleichzeitig wird auch die Subjektivität des Produzenten, des Malers sichtbar, denn durch ihn wird ja der Bildkontext gefiltert und interpretiert. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen und die nun wieder belebten Erinnerungen an die Akademie bewirken also 1992 einen Wandel, den Blanke selbst als Befreiung empfindet.

Das Atelier in seinem ehemaligen Bauernhaus wird nun zu einem alchimistischen Labor, es wird gerührt, gemixt, experimentiert und es werden viele Bücher durchgearbeitet um die Rohstoffe besser zu verstehen. Motiv und Inhalt sind nun oft nur Vorwand um ein neues Verfahren auszuprobieren und endlich ist Blanke so weit, dass er nicht nur eine Abhängigkeit von Material, Werkzeug und Verfahren erfährt, sondern auch noch von Inhalt, Motiv (Bildgegenstand), und augenblicklicher psychischer Verfassung. All diese Faktoren greifen ineinander, bedingen sich gegenseitig und führen automatisch zu einem guten Ergebnis. Erfahrung und die Sensibilität steuern den Dialog mit dem Material. Ich zitiere dazu die letzten Sätze aus seinem letzen Beitrag für dieses Magazin: "Dann probieren wir andere Pinsel, andere, vielleicht flüssigere Farben, wir probieren und spielen einfach. Sinnlos" Im Gegenteil, wir agieren und reagieren im Dialog mit dem Material, es ist ein Abenteuer, wir erleben uns selbst in einem völlig offenen Feld, niemand korrigiert und gibt Anweisungen. Wir werden neugierig und mutig, andere Dinge werden plötzlich unwichtig. Natürlich müssen wir auch mal was essen zwischendurch oder das Telefon klingelt - aber wir sind bereits infiziert von dieser Droge zur Freiheit." Diesen gewaltigen Anspruch lässt er dann so im Raum stehen, ohne weitere Erklärung. Ich glaube hier muss noch was gesagt werden und hier liegt auch der Schlüssel zum Verständnis seiner Künstlerbiografie, denn Leben und Werk beeinflussen sich doch wechselseitig.

Keine Ehe, keine Kinder aber zum Glück eine starke Lebensgefährtin an seiner Seite, die die Freiheit ebenso liebt und eine abwechslungsreiche Vita: 1948 in Münster geboren, vier Gymnasien, Schiffsjunge bis Nautikerassistent bei Hapag-Lloyd, Kunst, Kunstgeschichte, Archäologie in Karlsruhe und Mainz, Kunsterzieher am Gymnasium, aber oft auch nur mit halber Stelle, mit einer fünfjährigen Urlaubszeit und 2002 dann ganz frei.

Der Preis für diese Freiheit: Einsamkeit? Allein ist er ja gern, vor allem unterwegs mit seinem Boot, aber einsam? Wenn man eins ist mit der Natur, sagt er, dann kann man nicht einsam sein. Ist das schon eine religiöse Erfahrung? Im weitesten Sinne ja, wenn man den Gottesbegriff auf die Natur erweitert und das anthropozentrische Weltbild negiert. Eine unendliche Freiheit, für die meisten Menschen unerträglich. Blanke mag keine Kuschelillusionen, deshalb zitiere ich sein Weltbild in Kurzfassung aus seinem Buch "Aussteigen oder die Philosophie des Fahrtensegels", Delius Klasing, 1997:



Columbus is dead now - the idea not yet.



As cancer grows and kills itself,



humanity has spread



and lost the gentle breathing,



which some call nature, others god.



But this is only one part of infinity?





Blanke schreibt also auch gerne über seine Erfahrungen als Segler oder als Maler, darin offenbart sich wieder der Lehrer. In seinem Bestreben möglichst überall autark zu sein zeigt sich ebenso ein Freiheitswille: Hausbau und Renovierung in Eigenleistung, eigener Gemüseanbau, Börsenzocker, und dann wieder ein schöner langer Törn auf eigenem Kiel von New York zu den Bahamas 2003 bis 2004. Daheim derweil verkaufen wir sehr gerne seine Bilder.

Kontakt: Galerie Kulturraum, Maria Franz & Anton Bronich, Sophie-la-Roche-Haus, Maximilianstraße 99, 67346
Speyer, Tel: 06232 620002, Fax: 06232 620003, www.galerie-kulturraum.com,
info@galerie-kulturraum.com