Zwischen Gefühl und Konstruktion        
Der Kunstkritiker Bernd Zachow in den Nürnberger Nachrichten vom 16.12.2002 - Grafik von Uwe Schein bei Röver        

Gute Federzeichnungen wirken leicht und luftig, sind jedoch stets das Ergebnis vieler Jahre des Studierens und der Erfahrung. Ein Meister dieser exakt-schwerelosen Kunst ist Uwe Schein, dessen Arbeiten bis zum 12. Januar 2003 in der Nürnberger Galerie Röver zu sehen sind.

Scheins Blätter prägt ein spannendes Gleichgewicht von Rhythmus und Konstruktion, Gefühl und Plan. Aufbau wie Dichte der zeichnerischen Textur folgen einem gewissen Automatismus, der offenbar manches von der nicht immer stabilen Seelenlage des Künstlers enthüllt. Die Wirbel und Wellen, die seine knappen oder schwungvollen Tusche-Striche bilden, transportieren zarte Erinnerungsreste, flüchtige Träume und Reflexe.

Aus diesem chaotischen Strom der Zeichen formt das kreative Wollen des Künstlers diverse Erscheinungs-Varianten des Elementar-Lebendigen: seltsame Gesichter und Wesen, Urwälder und bedrohliches Wurzelgeschlinge. Scheins Zeichnungen vereinen auf verblüffende Weise eine ebenso hartnäckige wie eigenwillige Erforschung der Naturelemente mit einem freien, höchst dekorativen "Feder-Spiel".

BERND ZACHOW

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