Schwere Steinskulpturen im Erdgeschoß, ein Stockwerk höher hochenergetische Farbtafeln und im obersten Raum streng systematische Tusche- und Webarbeiten in schwarz-weiß. Die gestern im Kunsthaus Nürnberg eröffnete Jahresausstellung des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) führt den Besucher im doppelten Sinn vom Grund in die Höhe - von archaischer Kraft über gegenwärtige Lebendigkeit zur geistigen Durchdringung...
...Bestückt haben diesen Gang durch die verschiedenen Daseinswelten vier renommierte BBK-Mitglieder...
...Zurück zur diffizilen Feinarbeit führen die Arbeiten von Uwe Schein. Zentrales Thema des Künstlers ist die Suche nach der Ordnung im Chaos, die ihn zu meisterlichen Tuschezeichnungen führt, mit ironischem Understatement auch schon mal "Kleckserei mit Verkrümmungen" betitelt. Aus der im Papier verharkten Feder lässt Schein Strich für Strich die Farbe schnalzen und schafft durch die dichte Reihung eine frappierende Ordnung. Zwischen den Zeilen verteilen sich feinste Tuschespritzer, die als "falsche Halbtöne" den Übergang von der Grafik zur Malerei andeuten.
Größtes Kunststück jedoch ist, wie Schein Linien und Striche in Schwingungen versetzt, durch Verdichtung und Aufhellung Bewegung ins Bild bringt, als würde ein Sturm durch die Reihen fegen. Man assoziiert Wellenspiele im seichten Wasser, wogende Getreidefelder und manchmal scheint es fast, als würde sich ein figürliches Wesen im Liniendickicht verstecken.
Die Suche nach Ordnung bestimmt auch die im gleichen Raum präsentierten Arbeiten der Textilkünstlerin...
REGINA URBAN
|