Furioser Federstrich        
Der Kunstkritiker Bernd Zachow in den Nürnberger Nachrichten am 16.01.1999        


In eine Zeichnung von der Größe eines Schulheftes investiert der Nürnberger Künstler Uwe Schein nicht selten mehrere Monate intensiver Arbeit. Vier bis sechs Stunden täglich reiht er dann mit Hilfe von Tusche und Feder winzige gerade oder leicht gebogene Striche aneinander. Eine Auswahl seiner erstaunlichen Blätter vereint eine Ausstellung, die noch bis zum 7. Februar (1999) im Zeidelmuseum Feucht zu sehen ist.

Bei der Herstellung seiner Bilder strebt Schein mit bewundernswerter Hartnäckigkeit nach Ordnung und System. Doch immer wieder macht ihm seine eher zu spontanen, emotionalen Aktionen neigende Natur einen Strich durch die wohlüberlegte Rechnung. Ein wilder Sturm fegt durch die Reihen der gerade ausgerichteten Linien; es entstehen grauschwarze Verdichtungen, Wirbel und Strudel, Bündel und Haufen. Flackernde Formen bedecken das Papier, merkwürdige Figuren, in denen man alte knorrige Bäume erkennen kann oder auch verschlungene menschliche Körper, ein wogendes Getreidefeld oder eine schäumende Brandung.

BERND ZACHOW


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