Ansatz Bildhauerei       
Grundlagenforschung eines Bildhauers       


WAS IST RAUM ?



 



                         Bildkünstlerische
Grundlagenforschung eines Bildhauers



                                                
Werkstatt der Ansätze



                                                           



                      BEWEGUNG, 
RAUMDRUCK  UND  MEMBRANE



 



 



Viele Betrachter meiner Arbeiten stehen etwas ratlos da.



Ihnen fehlt offensichtlich eine Brücke von ihrer
Wirklichkeitserfahrung zu der Wirklichkeit eines künstlerischen Formwerkes, das
eine Durchdringung des Wirklichen erlebbar in der Schwebe hält.



Die bekannteste Brücke ist die Naturähnlichkeit, das Abbild,
das Wiedererkennen.



Auch mit allen möglichen Irritationen bleibt die
Übereinkunft mit dem was bekannt ist und dem was gegenüber steht stabil.



Die großen Beispiele des gelungenen Übergangs von der
Naturähnlichkeit zu starker und hochabstrahierter künstlerischer Form sind bis
auf spezielle Ausnahmen einige hundert und einige tausend Jahre alt.



Menschsein artikuliert sich heute aus ganz anderen
Spannungen, steht in ganz anderer Gefährdung.



Dennoch versagt die Naturähnlichkeit großenteils als Brücke
zwischen Betrachter und Formwerk, weil sie ein Sichtbarwerden und Erkennen heutigen
Menschseins mit einem einfachen Wiedererkennen verdeckt. Das geschieht
natürlich auch bei den alten Meistern, nur sind deren Formwelten mit einer
Ablesbarkeit direkt mit der bekannten Wirklichkeitserfahrung gekoppelt.



So ist z.B. in einem Portrait von Piero della Francesca die
Perlenkette am Hals einer Frau in Rhythmus und Richtung in Beziehung zu den
Bäumen am Horizont der Landschaft und dann noch mit der gewunden kreisförmigen
Lage des von Bändern gehaltenen Haars u.s.w. .



Damit werden nicht nur die Hals und Gesichtsflächen formal
höchst klar mit der Landschaft verbunden, sondern mit der Perlenkette erfährt
die Frau einen Teil ihres Glanzes in der Welt, ihrer Ausstrahlung; wird sie
eine trennende und verbindende Eigenheit ihres Wesens, denn die Kreisform der
Perlenkette steht im Klang mit der Gesichtsform und auf einmal sieht man viel
mehr als eine Perlenkette, es wird ein
Blick in die Tiefe eines damaligen Menschseins und des Menschseins überhaupt
u.s.w. .



Diese Möglichkeiten können nur noch kopiert werden und
treffen gewiss nicht



die heutigen Fragen.



Geblieben und universell ist eine Ablesbarkeit der im
schaffenden Formerlebnis zugekommenen den Menschen betreffenden Gehalte.



Mir scheint, der Mensch heute konstituiert sich viel weniger
als früher im Gewerke einer Verantwortung, als Handeln in der Sozialisation, in
der Familie u.s.w. , es scheint als nähme er sich langsam zurück.



 



Eine Übereinkunft, das ist der Versuch .



 



Etwas verstehen von der Welt, ist ein Grundbedürfnis.



Es ist eine tiefe, gewachsene Überzeugung, dass im Erleben
der künstlerischen Form, als Betrachter und als Macher, ein Frage ? Antwortraum
im gegenwärtigen Welt- und Menschsein geöffnet wird, im Formerlebnis die
Instrumente der Klärung und des Erkennens wirken.



 



Die Wahrnehmung der Beziehung zwischen Ich und Welt, Körper
und Raum ist einer der ersten Seinseindrücke die wir empfangen.



Unsere Welt ist möglich, durch die Kraft und die Spannung
zwischen hochdifferenzierten Körpern und den sie durchdringenden und umgebenden
Raum.



Das ist der Alltag unserer Wahrnehmung, unserer Orientierung
im Raum, in dem uns die Dinge der Welt als Gegenüber erscheinen, sogar wir uns
selbst.



Diese Gewissheit ist scheinbar.



Immer wieder unternehme ich einen geistigen Flug zur Erde aus
dem Kosmos, von dem aus unser im unfasslichen interstellaren Raum schwebendes Planetensystem
wie eine Häufung von Elementarteilchen aussieht.



Mit der  weiter
zunehmende Annäherung vergrößert sich der Wahrnehmungsausschnitt: der blaue
Planet, der Kontinent, das Land,  die
Stadt, die Straße, der Mensch im Auto, die Hand in der Sonne auf dem Lenkrad,
die Hautoberfläche, die Makrostruktur der Haut, die Zelle, das Molekül, dann
die atomare Struktur, die in dem gleichen unendlichen Raum verloren schwebt,
wie zum Beginn des Fluges die Erde, die Planeten.



Unser Sein ist aufgespannt, zwischen der Unendlichkeit in
der wir uns befinden und der immer wieder durchbrochenen Grenzenlosigkeit die
in uns, scheint es, aufgebaut ist, die wir sind.



Eine Transparenz des Seins.



Selbst die ersten Spuren der Höhlenbewohner an den
Felswänden, wenn sie der Kontur einer Hand nachfuhren und so die Spur eines
Seins als Zeichen hinterließen, befasst sich schon intuitiv mit innerem und
äußerem Raum.



Aus starker Form gearbeitete Kunst aller Zeiten, stellt die
Fragen und gibt die Antworten aus den vollzogenen Spannungen heraus, in denen
unser Sein hervorgeht und erweitert die Wahrnehmung.



Der Flug aus dem Kosmos gibt schon die Ahnung: wenn nun der
Flug noch weiter geht, ist dann nicht alles was eben noch das Dinghafte
ausmachte, Raum. Verschwinden nicht, bei weiterer Annäherung an die Substrate
dieser Welt, die letzten Spuren einer Materie ?



Der folgende logische Ansatz unterstützt das: Wenn es einen
letztendlichen Zustand des Materiellen geben sollte, dann kann er kein
dinghaftes Sein haben. Denn alles Dinghafte ist teilbar und somit nicht das
letzte.



Die neuere Physik scheint das zu bestätigen.



Doch was ist dann Raum, wie entfaltet er sich und woher kommt
die Körperlichkeit der Dinge ?



Ein Raum, leer, ohne Körper ist vorstellbar, doch ein Körper
ohne Raum nicht.



Der Weg durch die Raumdimensionen, von der ersten bis zur
Ausdehnung unserer Welt ist spannend und wirft die Frage auf: was wären wir und
unsere Welt, würde sich eine Raumdimension mehr entfalten ?



 



Deutlich wird das mit einer Abstraktionsvorstellung der Erde
und von allem das sich abgrenzend eine Oberfläche hat ? der Kugel.



Die Kugel ist ein weithin unterschätztes und noch gar nicht
in der Konsequenz begriffenes Phänomen.



Wie ist es möglich,
dass etwas niederdimensionales wie die Kugeloberfläche, etwas
höherdimensionales wie den Kugelinnenraum umhüllt ?



( Jeder Punkt auf der Kugeloberfläche ist mit zwei
Raumrichtungen zu beschreiben, aber im Inneren der Kugel sind drei Koordinaten
notwendig. Und natürlich Zeit, um zu wissen wann etwas wo ist. )



Die Kugel ist eine Abstraktion von allem das gegenständliches
Sein hat, sich bewegt oder bewegt werden kann, eine zum Gegenstand
zusammengenommene, autonom gewordene Oberfläche, eine Grenze.



Diese Oberfläche ist immer einmalig, selbst als Vorstellung,
sonst wäre sie nicht Ergebnis einer Abgrenzung.



Diese Abgrenzung muß in bisher unbekannter Weise eine
Herkunft aus dem umschlossenen Raum haben, als ob der Raum die Körperlichkeit hervorbringend trägt, also auch uns.



Die Kugel ist ein Zeichen für die Welt und die Dinge, für das
was sich uns gegenüber abgegrenzt hat, um dann Körper zu werden, die
Möglichkeit für jede Erscheinung. Die  Kugel
stellt komplex die optimale Erscheinung von Körperlichkeit dar. Die Kugel hat
unendlich viele Symmetrieebenen, Ebenen durch ihren Mittelpunkt, sie ist Dreh-
und Punktsymmetrisch.



Von allen Körpern umschließt sie bei kleinster Oberfläche
das größte Volumen.



Die Oberfläche einer Kugel kann nicht auf einer Ebene
ausgebreitet werden und genauso kann sich keine Fläche zu einer Kugel
schließen. Wie ist dann aber die Kugel überhaupt möglich ?



Was ist also ein Körper und was eine Oberfläche ?



Eine offene Frage. Mir konnte sie noch niemand beantworten.



 



Die erste Voraussetzung um im Raum zu agieren oder ihn
vorzustellen ist, das er erst einmal da sein muß, genauso ist es bei der Begegnung
mit den Festigkeiten der Welt und dem sich Verhalten in der Zeit. Das A Priori
von Raum, Zeit und Materialität, kommt vor aller Wahrnehmung und Vorstellung.



Eine Erklärung dafür bietet die als gesichert geltende
Theorie vom Urknall. Raum war nicht plötzlich da, sondern entfaltete sich aus
der ungeheuren Punktförmigen Energieverdichtung gleichzeitig überall und zog
gleichsam Materialität und Zeit mit sich.



Die Frage ist wo begann der Raum, Raum zu sein, hat er
überhaupt ein Sein oder ist durch ihn erst Sein erst möglich ?



Und immer wieder die Frage, was ist Raum ?



Der Denkakt, den dreidimensionalen Raum, den Würfel und
konsequenter die Kugel überhaupt vorstellen zu können, ist die zweite Voraussetzung
für unsere Wahrnehmung. Die freie Orientierung im Raum ist nur über eine
ständig verifizierende Ortung über die drei Koordinaten des Raumes möglich,
eine hochkomplexes Interagieren zwischen den Sinnesorganen und der Auswertung
der Informationen durch ein Hirn. Deswegen ist Wahrnehmung ein Denkvorgang.



( Tiere müssen im Ansatz, passiv die Strukturen des Raumes ebenso
wie wir vollziehen, sonst könnten sie weder wahrnehmen, noch reagieren.)



 



Hier zeigt sich ein weiteres ziemlich gravierendes Phänomen.



Wenn ich auf der vorgestellten oder einer realen Kugel eine
Linie ziehe, dann umrundet selbst nur diese eine Raumdimension den
dreidimensionalen Kugelraum und als würde das noch nicht ausreichen,
verschwindet diese Linie mit ungefähr der Hälfte des wahrgenommenen Körpers aus
unserem Blickfeld.



Die abgewandte Seite der Kugel sehen wir nicht, selbst wenn
wir um diese herumgehen oder sie drehen.



Weil wir eher die Fläche der Kugel als ihre Erscheinung
wahrnehmen, und damit auch die aller Wesen und Dinge der Welt, als die Kugel
oder die Wesen und Dinge als Raum, verfügt unsere Wahrnehmung nicht über die
volle Entfaltung der drei Raumdimensionen und damit der Körperlichkeit uns
gegenüber und der unserer selbst.



Die Materialität verstellt uns den Blick, selbst bei einer
Glaskugel.



Wir kommen nicht um die Dinge herum. Nur in der Bewegung
erfahren wir unsere Dreidimensionalität.



Dem platonschen Höhlengleichnis ähnlich ( die Reduktion der Welt
zu  wandelnden Schatten an der Felswand ist
gar nicht notwendig ) könnten wir unsere Körperlichkeit  und die der Welt nicht erkennen, als Wesen,
die bewegungslos nur den naheliegendsten Ausschnitt der Welt in einem starren
Blick haben. Es wäre alles nur ein Bild.



 



Die Erkundung der Weltoberfläche geschah bereits mit der
antiken Seefahrt, mit der Kosmologie der Renaissance, der Weltraumfahrt, mit
Satellitenbildern aus 10.000 m Höhe, die dann zum Flug um den digitalen Globus
zusammengesetzt werden (Google Earth).



Die sezierende Betrachtung der Welt bringt scheinbar stetig
neue Oberflächen ans Licht, dringt nie ganz in den Raum vor.



Wenn aber die Zweidimensionalität einer unregelmäßigen,
bewegten Oberfläche bewiesen werden soll, entsteht ein Widerspruch ( Auch schon
wenn die Kugel z.B. aus Holz ist ). Um das Koordinatensystem an wirklich
messbaren Punkten anlegen zu können, muß der Wahrnehmungsausschnitt so lange
erweitert, vergrößert werden, bis eine messbare Oberfläche erscheint. Das wird
aber nie der Fall sein, da sich die materielle Welt bei näherer Betrachtung
immer in ihre Struktur auffasert.



Letztlich ist damit jede Oberfläche unendlich, obwohl sie nur
einen bestimmten Raum umschließt. Wie der Flug aus dem Kosmos zeigt.



Auch auf diese Weise trägt
der Raum die Dinglichkeit
.



Ein unheimliches Rätsel.



 



Oder ist möglicherweise die in eine kosmische Grenzenlosigkeit
sich nach außen bewegende Endlichkeit der wahrnehmbaren, hochdifferenzierten
Welt ( der gleiche Gestus, in einem Nichts von Punkt beginnend, den die Kugel
als Raum und Oberfläche macht ), gegensätzlich gerichtet zu einer sich entgenzenden nach innen ausdehnenden
Endlichkeit ( wie eine Gegenwelt, mit der gleichen allseitigen Ausdehnung, wo
der Raum mit dem Verschwinden der letzten Spuren von Materie dann seine
Oberfläche verliert ), die sich dadurch einholt, sich überwunden hat und beide
sind ineinandergeschoben oder beide haben einen Ursprung in der vollzogenen
Denkbewegung eines Menschen, der wie alles Sein der Welt, derart wie eine
Verknotung der konträr gerichteten Unendlichkeit wirkt ?



Was bleibt wenn so ein Kugelraum seine Oberfläche verliert ?



 



Ich stelle mir diese Situation wie zwei umgekehrt
ineinandergeschobene, sich stetig parabolisch ausdehnende Trichter vor, wo der
Ursprung des einen Trichters in der Mitte der jeweils größten Ausdehnung des
anderen ist, fortlaufend, sich unendlich der Kugel annähernd..



Und dort wo die gegenläufig durchdringende Ausdehnung der
Trichter sich in einer Mitte zu berühren scheinen, den eigentlichen gemeinsamen
Ursprung haben, leuchtet unsere Wahrnehmung auf, geschieht subjektiv gerichtete
Bewegung, Leben.



 



Raum als das zu verstehen, was Körperlichkeit möglich macht,
erwächst aus synthetischer Erfahrung, aber Raum,
der die Körperlichkeit zuerst hervorbringt
ist unvorstellbar, jedoch eine
Voraussetzung für eine Erklärung unserer Welt und eine künstlerische Erfahrung.



 



Immer wieder versuche ich mich auf die Ursprünge dessen, was
Bildhauerei, Zeichnung oder Malerei eigentlich und heute sind, zu besinnen.



Dabei sind mir bereits die beiden gegenläufigen Trichter als
Form der sich dem Raum öffnenden Kugel ( oder wo Raum seine Oberfläche verliert
) oder eines sich dem Raum öffnenden Loches, intuitiv begegnet.



Wie kann ich die eminent plastische Grundbeziehung unseres
Seins, die der Körper zum Raum, mit den heutigen Fragestellungen künstlerisch
gegenwärtig seiend sichtbar machen, daraus entstehende Fragen beantworten ?



Mit handwarmem Wachs zwischen den Fingern Möglichkeiten
bildend, was bildhauerisch überhaupt sein kann, entstand im ergriffenen Raum der
Hände, ganz von selbst, etwas mir begegnend Neues: wie ein bildhauerisches
Material einen Raum umschließt und dabei selber zum Raum offen bleibt. Eine
Grunderfahrung die ich mir erstmal auf den Tisch gestellt habe, um zu verstehen
was ich da gemacht habe, das hat ungefähr ein Jahr gedauert.



Eine Bestätigung etwas Grundlegendes gefunden zu haben
erfuhr ich mit den Versuchen auszuprobieren was diese Form noch zulässt.



Eine kleine radiale Verschiebung in diese Form machte sie auch
zum Träger einer Keimform des Hockens.



Der Ansatz für die Figur eines hockenden Menschen war
gefunden. Daraus entwickelte ich die Skulptur ? Hockender Mann ? von 2003 h: 250cm.



http://www.simon-schade.de/hockmanthumbs.htm



 



Mit dieser Skulptur vollzog ich in beweiskräftiger Größe,
wofür ich den Begriff Raumdruck gefunden
habe.



Die Skulptur ? Frau mit ergriffener Mitte ? in der Raum auch
körperlich wird, konnte ich in dieser Zeit abschließen.



Der Kristall des Hockens ist wie das Modell einer bestimmten
Form des Sichentwerfens in eine Existenz.



Ein Urzustand menschlichen Seins.



( Nach einem großen ? Hockenden ? von 1987, ist das die
zweite Annäherung an diese komplexe plastische Struktur.)



 



Ähnlich wie der Ansatz für die Skulptur ? Bewegungskristall
?  1989 
h: 350 cm in der ein choreografisches Komprimat der Bewegungen eines
Menschen von einem Tag oder Jahr sichtbar wird oder für die Skulpturengruppe ?
Vier Kinder ? 1988 lebensgroß, die Wachstum mit Ichfindung tänzerisch auf einem
Weg verbindet oder für die ? Schwangere ? von 1989 h:250cm u.s.w., war bei der
Skulptur eines Hockenden die Abstraktion von ganz realen und von allen Menschen
wiederholt erlebten Erfahrungen maßgebend.



Hier die existentiellen Drücke, die in verschiedenen
Intensitäten ein Leben bestimmen können, in einer nicht bloß gestischen Version
sichtbar zu machen. Der existentielle und gesellschaftliche Druck, z.B.
Anpassungsdruck ist auch und gerade Raumdruck.



Beim Hocken entsteht bei der Einfaltung des Raumes durch den
Körper ein Innenraum, der sich zwischen der Kopf-Hand Beziehung, über die Knie
zu den Füßen spannt.



Ein großer Teil dieses gestisch werdenden Innenraumes wird in
die Struktur des Körpers des Hockenden selbst einbezogen, als seiner
Körperlichkeit gleichwertig. Der Raum agiert wie der Körper.



Wo Oberschenkel und Oberarme sind ist Leere; von der
gestischen Membran des Hockens  in der
Schwebe gehalten, entsteht eine Keimform des Hockens, die universelles Zeichen
und zugleich die gestische Aktualität dieses Hockenden mit ergreift, sein
Dasein aufspannt, den Kristall des Hockens aus dem Druck des Raumes in der
Skulptur errichtet.



 



Wenn diese Keimform des Hockens noch vor der plastischen
Materialität des Hockenden Mannes da war, kann diese als Grundform des Seins -
die umschließt und öffnet ? mit dem gestisch ? kristallinen Habitus über sich
hinausweisen, erscheinen in der Dimensionalität des Plastischen und gleichsam
in dieses übertreten, menschlich erkennbar werden.



Der Hockende Mann wird durch eine zum Zeichen verdichtete Begegnung
von Raum in drei verschieden strukturierten Wahrnehmungstiefen möglich.



 



These: Der Raum wird  über Oberflächen, Membrane in der erfahrbaren
Welt fassbar. Voraussetzung ist die Denkleistung der dreidimensionalen
Raumvorstellung. Das die Welt umfassende Sein tritt uns durch den Raum hindurch
in der Materialität der Erscheinung entgegen.



 



Schon während meiner Studienzeit fühlte ich ein zunehmendes
Unbehagen bei der Arbeit an rundplastischen Figuren, sie blieben letztendlich
in der Tiefe des Volumens unklar. Eine wirklich überzeugende Bewältigung eines
plastischen Volumens in der Tiefe, trotz aller Teilvolumen, Achsen, Richtungen,
habe ich bei keiner Skulptur die ich kenne gefunden. Aber ich hatte eine Ahnung
von dem was möglich ist und habe schon damals mit membranartigen Raumformen



Versuche gemacht.



 



Henry Moore und Alberto Giacometti fanden starke Lösungen
den Raum in die Skulptur einzubinden.



Giacometti im Verschwinden der Substanz hin zum Sein und
Moore in der Öffnung der Skulptur zum Raum.



 



Mit der Skulptur  ? Radfahrer ?   2004  
h: 330cm ist es mir gelungen die körperschaffenden Eigenschaften einer
plastischen Nuroberfläche, einer



Membran erstmals konsequent sichtbar zu machen.



http://www.simon-schade.de/radfahrer.htm



Denn eine Oberfläche, ist immer Oberfläche von etwas.



Der Mensch in eine Funktion eingebunden, angestrengt in der
Fortbewegung agiert aus dem Zentrum eines kugelartigen Raumes.



Plastisch umkreisen sich erweiternde Durchmesser in einer
Fahrtrichtung, zu der rechtwinklig eine gespannte Membran entsteht, die sich
trichterförmig schließt.



Eine exzentrische Bewertung der allseitigen Symmetrie des
Kugelraumes.



Sie erscheint als entlastende und belastende Bewegung des
Pedaltretens.



Aber es erscheint eben kein Abbild eines Radfahrers, sondern
etwas das wirklich während dieser Bewegung geschieht in der kompaktesten Form
mit der Raum zur Erscheinung drängt.



 



Die plastische Membran spannt hochdifferenziert eine
Oberfläche in eine Gegenständlichkeit, zu einem Körper und bringt damit ihr Gegenteil,
eine Gegenthese, wieder eine drängende Oberfläche, aber mit anders gespannter
Gegenständlichkeit hervor.



Beide Raumformen stehen in hervorbringender Beziehung und im
unglaublich intensiven Zwischenraum entsteht eine Körperlichkeit, die Herkunft
und Bestand aus dem Raum, einem allseitigen Bedingtsein und damit aus sich, erfährt.



Das Sein kann in solchen gesetzten Grundspannungen zur
Erscheinung kommen und wird nicht bloß plastisch behauptet.



 



Ein Sichentwerfen  im
Raumdruck einer Membran war Ansatz der Skulptur



 ? Aufstehen ?   2005-2007   h: 360 cm.



http://www.simon-schade.de/aufstehen.htm



 



 



Simon Schade



 



 



http://www.simon-schade.de



 



 



Wird fortgesetzt.         





Seiten [1]  [2]  [3]  [4]  [5]