Betrachtungen zur Kunst von Stephanie Link        
Die Kunst von Stephanie Link hat ein Thema: Das Gefäß.        
Es ist ein weibliches Thema, ein wesentliches und universelles, und um
aus einem solchen poetische Kraft zu schöpfen, bedarf es des Mutes und der respektvollen Beschränkung eines eigenen Standpunktes. Die Künstlerin Stephanie Link leistet sich einen Standpunkt dieser Art. Sie konzentriert sich auf das sehr irdische Material Stein und Ton, nach Möglichkeit aus der unmittelbaren Umgebung. Ihr Formendenken geht durch diese Stoffe gleichsam hindurch und lokalisiert den Charakter ihrer Kreaturen, macht ihn angenehm ortsbezogen. Stephanie Links ?Dinge? siedeln in ausreichender, aber überbrückbarer Entfernung zu traditioneller keramischer Kunst und Bildhauerei und weit jenseits jeder Beliebigkeit; davor bewahrt sie möglicherweise ein Hang zur Melancholie. So sprechen die halbierten Thüster Kalksteine ( siehe Katalog ?Dinge?, 2000) vom Geheimnis inwendiger Gestalt, allerdings in Form von etwas unwiederbringlich-Erbrachtem, wie ein Siegel einmalig und endgültig erbrochen. Die schweren massiven Hüllen haben ihre in der Kunst so wichtige Funktion des Nicht-Zeigens, des Verbergens eingebüßt, und wir quittieren den Gewinn der Erkenntnis ihres Inneren nicht ohne Ehrfurcht vor dem Verlust ihrer Vollkommenheit. Was wir innen finden, ergänzt dieses bewegende Bild ins Poetische, weil sich hier fügt, was sich wirklich fügen lässt, wenn man diese Dinge sozusagen bei ihrem zweiten Namen ruft. Es gibt die geteilten Schalen auch ohne eigentliche Füllung, die jedoch als mutmaßliche, assoziative Füllung deutliche Spuren hinterlassen hat; im Abdruck solcher Art ?verlorener? Form erscheint uns die Möglichkeit des ?im Verschwinden begriffenen? oder genauer: nur im Verschwinden zu begreifenden sehr bildhaft, und Stephanie Link entwickelt diese wirkungsvollen Bilder weiter über die großen gespaltenen Blöcke der ?Menschlichen Abdrücke im Stein? bis zu den jüngsten keramischen Werken der ?Halbschalen?.
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