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Andrea Hanak: Revue       

Andrea Hanak:
                          "Revue"


(Malerei/Installation/Skulptur)


31.10.-28.11.2008

Geöffnet:
Mittwoch/Donnerstag 17-20 Uhr,
Freitag 17-22 Uhr,
und nach Vereinbarung.
 

Andrea Hanak (*1969 in Wolfratshausen) ist zwar eine genuine, äußerst eigenständige und virtuose Malerin, die aber darüber hinaus immer wieder mit großer installativer/skulpturaler Sicherheit schlüssige Raumsituationen geschaffen hat, die das mit Schönheit gesättigte Verstörende und Abgründige ihrer Bilder in einen größeren erzählerischen Kontext betten. Waren dies in "Undine renoviert" (Galerie Royal, 2002) und in "Favoriten" (Lenbachhaus Kunstbau, 2005) noch Andeutungen ärmlicher und beschränkter Wohnambientes, ist es in ihrer aktuellen Ausstellung eher eine Art von seltsam danebengegangener Hotellobby, eine reduzierte und entrückte Traumversion von missglücktem Glamourstreben. Diese gibt einen inspirierenden und beziehungssatten Rahmen ab für die Arbeiten aus der Serie "Das Wesen der Kunst" sowie für die Malereien auf Aluminiumfolie, die während und seit Andrea Hanaks Florenzaufenthalt als Trägerin des renommierten Villa-Romana-Preises (2006) entstanden sind. "Die intensive Auseinandersetzung mit dem reichen Erbe religiöser und religiös beeinflusster Kunst, mit der Ästhetik und der Prunkentfaltung der zahllosen florentinischen Sakralbauten aus Renaissance und Barock, mit ihrem verschwenderischem Einsatz von Gold und Silber, war der Ansatzpunkt für eine Serie von neuen Arbeiten, die sie auch nach ihrem Aufenthalt dort noch fortgeführt hat. Dabei geht es freilich nicht um ein tatsächliches Anknüpfen an christliche Traditionen, sondern mehr um ein Aufnehmen bestimmter Schwingungen oder Stimmungen, wie sie sich eher in einer Art Gestaltästhetik als in der eigentlichen Ikonographie mitteilen. Oft auf Aluminiumfolie gemalt bzw. tuschegezeichnet reflektieren Hanaks Bilder den himmelweisenden Glanz der Vor-Bilder, wobei sie aber ? gut katholisch ? Hölle und Teufel stets mitzudenken scheinen. Der glänzend-edle Schein, der aus der Distanz noch an barocke Spiegelmalerei erinnern mag (oder gar an Ghibertis Paradiestür am Baptisterium des Florentiner Doms), verdankt sich, aus der Nähe betrachtet, einem trivialen Haushaltsmaterial. Und der ganze weihevolle, überhöhte Anstrich kippt bei längerer Betrachtung ebenso, wenn etwa die schwarze Tusche bedrohliche Anmutungen von Ruß- und Brandflecken entwickelt und wenn die Materialien und der Bildgrund so offensichtlich maltraitiert wurden, wie es hier der Fall ist. Das macht überhaupt die Qualität von Andrea Hanaks Malerei aus: dass alle verführerischen Momente von Schönheit und Sinnlichkeit immer gebrochene sind, die dem Betrachter genauso gut und nachhaltig im Halse stecken bleiben können. Wenn in den Bildern dann noch übermalte und collagierte Versatzstücke aus massenkulturellen, industriellen Bilderwelten auftauchen (die, ganz ortsbezüglich, aus italienischen Zeitungen der 60er Jahre stammen), eröffnet sich eine weitere Schattierung von Düsternis: Erinnerungen an Doppelgänger und künstliche Menschen werden wach, an Spiegel als Türen, und an das ganze Schattenreich der abgründigsten deutschen Romantik."

(Peter T. Lenhart: Dunkler Glanz. In: VILLA ROMANA. Hrsg.: Villa Romana/Florenz. Nürnberg: Verlag für moderne Kunst 2007. (ISBN: 978-3940748-21-8))